BAROCK in blue
BACH – MOTETTEN – JAZZ
Bach ganz anders – mit klassischem Chor, einer Jazz-Band und sechs Motetten, die jahrhundertelang Überliefertes in ein völlig neues Licht rücken. Barock in Blue ist ein Hörerlebnis (nicht nur) für Bach-Freunde auf Entdeckungsreise. Mitreißend, einfühlsam, vertraut und doch überraschend.
„Unsere Idee zum Lutherjahr 2017 war eine Saison voller Bach. H-Moll-Messe, Weihnachtsoratorium, Matthäuspassion – drei Viertel des Konzertkalenders waren schnell gefüllt. Nur die Idee für den Saisonabschluss musste etwas länger reifen. Einerseits war eine Bach-Saison ohne seine Motetten unvorstellbar. Gleichzeitig wollten wir aber mehr bieten als eine Best-of-Bach-Checkliste. Wir suchten nach etwas Unerwartetem, Kreativem, Überraschendem.“
„Es ist eine gewaltige Aufgabe, Bachs Musik in ein neues Licht zu rücken und ihr trotzdem treu zu bleiben. Mir ist völlig klar, an das Original reicht man nie heran. Wie wird man einer Fuge gerecht, die schon so perfekt dasteht? Doch es hat mich unglaublich gefreut, als Benedikt mich anrief und von der Idee der Jazz-Motetten erzählte. Ich habe es als Ehre empfunden, dass er sie mit mir zusammen umsetzen wollte.“
„Die Idee traf bei mir voll ins Schwarze. Einerseits. Das Spannungsfeld aus Klassik und Jazz reizt mich schon immer ungemein. Gleichzeitig hatte ich aber auch Zweifel. Ich kannte die Motetten gut, bewundere und verehre Bach. Sich da heranzuwagen und das angemessen hinzubekommen, hat mir großen Respekt eingeflößt. Was mich bestärkt hat: Seit langer Zeit schon beschäftige ich mich mit Bach-Adaptionen – vor allem seiner Klaviermusik. Er ist ja seit jeher ein Vorbild für Jazzer.“
„Wir haben die Originale angehört und geschaut: Wo zündet bei uns eine neue Idee? Zum Beispiel der Zwölfachteltakt im ‚Singet dem Herrn‘, ein ganz anderes Metrum als im Original. Es hat mich plötzlich gepackt, den Beginn vor allem rhythmisch zu gestalten – doppelchörig, fast vierchörig ineinandergreifend. Oder das ‚in Ewigkeit‘ in der Motette ‚Lobet den Herrn‘. Hier war es die Textausdeutung: eine Mantra-Linie, verwoben mit Anleihen von Bach.“
„Mir war beim Blick in die Noten völlig unklar, wie es sich am Ende anhören würde. Umso genauer erinnere ich mich an den Moment, als die erste Motette zu klingen begann. Maruan saß am Klavier, spielte mir sein Arrangement von ‚Der Geist hilft unser Schwachheit auf‘ vor und sang dazu kreuz und quer alle Stimmen. Ab dem Moment wusste ich: Es steckt eine unglaubliche Energie in dieser Musik. Mein Job war jetzt, diese Begeisterung auf den Chor zu übertragen.“
„Die Doppelchörigkeit der Motetten ist ein Glücksfall. Sie arbeitet nach einem Muster, das auch für den Jazz ganz wesentlich ist, eine Art uraltes Call-And-Response-Prinzip, also Frage und Antwort, Interaktion und Wettstreit. Hinzu kommen die harmonischen Optionen, denn Jazz wird erst ab der Fünfstimmigkeit interessant. Die Grundlage ist anders als in der Klassik ja bereits der Septakkord. Mit acht Chorstimmen kann man unglaublich spannende Jazz-Klänge erzeugen.“
„Das war extrem harte Arbeit. Wir mussten mühsam trockenen Notentext lesen und uns a-cappella an ungewohnte Klänge und Rhythmen herantasten. Der Funke sprang über, als wir auf die Band trafen. Ein klassischer Chor zusammen mit fünf Jazzern – das war für mich wahnsinnig spannend. Und zum Glück sehr schnell erfolgreich: Der Lohn für die anstrengenden Wochen zuvor war mitreißende Musik.“
„Es war total spannend und unbeschreiblich schön. Man hat gespürt, der Chor hat eine große Lust auf diese Musik. Es gehört zu den schönsten Momenten im Leben eines Komponisten oder Arrangeurs, wenn ein neues Stück zum ersten Mal erklingt. Wenn man merkt, dass es sich tatsächlich so anhört, wie man es sich vorgestellt hat. Oder auch, wenn sich beim Live-Hören neue Ideen ergeben, wie man noch nachjustieren und es besser machen kann.“
„Ich surfte auf einer Welle der Euphorie. Zu sehen, wie nach monatelanger Arbeit alles zusammenkommt, wie die Musik wirkt, dass etwas entsteht, das die Leute berührt. In den Proben, beim Konzert, und auch jetzt im Studio. Das Projekt ist noch weiter zusammengewachsen, man kann es noch besser greifen. Ich bin zutiefst dankbar, mit welcher Freude vor allem der Chor, der ja rein aus der Klassik kommt, die Musik aufgegriffen und umgesetzt hat. Es ist ein großes Geschenk.“
BAROCK in blue
Das Projekt Barock in Blue entstand in den Jahren 2017 und 2018 als Konzertprogramm des Münchner Motettenchores. Es basiert auf den vier Bach-Motetten „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir“, „Lobet den Herrn, alle Heiden“, „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“ und „Singet dem Herrn ein neues Lied“ und kleidet diese in ein völlig neues Gewand. Komponiert und arrangiert von Maximilian Höcherl und Maruan Sakas, wurden die Jazz-Motetten am 14. Juli 2018 in der St. Matthäuskirche München durch den Münchner Motettenchor und das Maximilian Höcherl Ensemble unter der Leitung von Benedikt Haag uraufgeführt. Im November 2019 folgte eine deutschlandweite Live-Übertragung der Jazz-Motette „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“ als Teil eines TV-Gottesdienstes in der ARD. Anfang 2020 entstand dann in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und dem Label Rondeau Production die Studio-Einspielung einer CD. Mit „Jesu, meine Freude“ und „Komm, Jesu, komm“ liegen nun seit 2023 alle sechs Motetten als Jazz-Bearbeitung vor.